Cäcilienfeier 2025
Bild: Rudi Bürgermeister
Am 21. November 2025 fand die diözesane Cäcilienfeier in Spectrum Kirche auf Mariahilf/Passau statt, bei der Robert Guder als Referent für Lobpreismusik in den Ruhestand verabschiedet wurde und die Absolventinnen und Absolventen des Kirchenmusikseminars ihres Abschlusszeugnisse erhielten, darunter zwei der neuen Teilbereichsqualifikation Christliche Popularmusik (D).
Einen Bericht zu dieser Feier finden Sie HIER.
Meine Kurzansprache in diesem Jahr lautete:
„Nach der Bach-Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ im letzten Jahr steht bei dieser Cäcilienfeier – anlässlich der Verabschiedung unseres Referenten für Lobpreismusik, Robert Guder, in den Ruhestand, und der ersten beiden Absolventen unseres neuen Ausbildungszweigs Christliche Popularmusik (D) – der Lobpreis und Lobpreismusik im Mittelpunkt.
Die Lesung, die wir vorhin in der Lobpreisstunde gehört haben, wird in diesem Kontext häufig gewählt. Ihr zentraler Satz scheint so etwas wie Credo und Selbstverständnis vieler Lobpreiserinnen und Lobpreiser zu sein: „Wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt“ (Eph 1,12).
Diese Bestimmung – dieses „Gott loben, das ist unser Amt“ – ist aber nicht im Sinn der „Himmlischen Hausordnung“ zu verstehen, wie Petrus sie Dienstmann Nr. 172 Alois Hingerl in Ludwig Thomas Der Münchner im Himmel erklärt: „Von acht Uhr früh bis zwölf Uhr mittags »frohlocken«, und von zwölf Uhr mittags bis acht Uhr abends »Hosianna singen«.“[1]
Die Bestimmung zum Lob Gottes ist nicht um seinetwillen, sondern vielmehr eine Bestimmung zu unserem Heil.
Die 4. Präfation für die Wochentage bringt das wunderbar auf den Punkt:
„Du bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken. Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren; doch uns bringt er Segen und Heil.“[2]
Wenn wir loben, richten wir uns innerlich auf Gott aus – und gerade in dieser Ausrichtung empfangen wir Segen und Heil.
Neben diesem Heilsaspekt geht es aber auch um ein Werden, um einen Habitus. Martin Luther – dessen Gemeindetheologie und Bibelübersetzung mir in der letzten Zeit immer wertvoller werden – übersetzt besagte Passage des Epheserbriefs mit: „damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben“.
Der heilige Augustinus, hin- und hergerissen zwischen der für ihn gefährlichen sinnlichen Freude in der Musik und ihrer geistlichen Tiefe, die sie quasi zu einem Geschenk Gottes macht, deutet das Einstimmen in das immerwährende Halleluja der Engel als Teilhabe an ihrer Tätigkeit – und darin als Einübung in ihren Wesenszustand.
Die Engel singen nicht nur Halleluja; das Halleluja ist ihre Speise und ihr Trank, ihre Tätigkeit und ihre Ruhe:[3] sie sind Halleluja.
Das Lob Gottes ist für sie Habitus, Seinszustand.
Und in diesen Wesenszustand üben wir uns mit dem Lob Gottes ein.
Lobpreismusik ist – wie jede Kirchenmusik – deshalb weder „parochialer [Rettungs-]Anker kirchlichen Lebens“[4], wie es ein Begleitforschungsprojekt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland zur 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD unter Beteiligung der katholischen Kirche unlängst formulierte, noch darf sie darüber hinaus in irgendeiner Form kirchenpolitisch instrumentalisiert oder kommerziell vermarktet werden. Und ebenso wenig ist sie auf eine musikalische Wohlfühl- oder Kuschelspiritualität reduzierbar, die sich elfenbeinturmartig nur um „mich und meinen Gott“ dreht, das credimus in katholischer Vielfalt ausblendet und die koinonia jenseits der eigenen Kleingruppe aus dem Blick verliert oder – noch schlimmer – sich exklusiv von ihr abgrenzt.
Kirchenmusik und geistliche Musik jeder Stilistik – von der Gregorianik über die klassische Vokalpolyphonie, über Werke mit Orchester, Orgel- oder andere Instrumentalmusik, über das Neue Geistliche Lied bis hin zu Praise & Worship – verbindet in ihrem tiefsten Wesen folgendes – und muss sich daran auch messen lassen:
Sie bringt die konkrete, ganze, ehrliche Wirklichkeit des Menschen vor Gott.
Sie öffnet den Zugang zum Gebet, zur persönlichen und zur gemeinschaftlichen Gottesbeziehung.
Und sie übt ein, was die theologische Reflexion des Lobpreises bewusst macht: das Lob Gottes nicht als „Gottesdienst“, als Dienst an Gott zu singen, sondern unserer Berufung darin nachzukommen, nämlich singend, musizierend an den Dienst zu erinnern, den Gott an uns vollzogen hat. Also die Erinnerung an die Zuwendung Gottes zu uns Menschen ins Wort und in den Klang zu bringen und so das Lob Gottes zu leben – ja selbst zum Lob Gottes zu werden.”
[1] Z. B. https://www.epos.uni-osnabrueck.de/humor/geschichten_essays_satiren/pages/6.htm.
[2] Messbuch - Die Feier der hl. Messe - Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes, 446f.
[3] Sermo CCLII (a) | In diebus Paschalibus, XXIII.
[4] https://kirchenmusik-sachsen.de/wp-content/uploads/2024/02/Sozioreligioese-Relevanz-von-Kirchenmusik-Studie-2024-midi_online.pdf, 43.