Nachklang: Francesco Feos Oratorium „San Franceso di Sales“

Alle Bilder (auch unten): Toni Scholz

Natürlich lässt sich barocke geistliche Musik des mitteldeutschen Protestantismus nicht direkt mit jener des italienischen Katholizismus vergleichen. Und doch war beim Konzert des Oratoriums San Francesco di Sales von Francesco Feo im Rahmen der Europäischen Wochen am 20. Juli 2025 in der Basilika Niederaltaich – im mutmaßlichen Erstaufführungsjahr 1734 – das Staunen groß: Wie anders klingt Feos Musik im Vergleich zu Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, das um den Jahreswechsel 1734/35 uraufgeführt wurde – im wohl selben Erstaufführungsjahr wie Feos Oratorium! Gelegentlich, wie in Ingannos Arie „Questo che spirano mortal veleno“ glaubte man sogar, Mozart – hier die Cavatina des Figaro „Se vuol ballare singnor Contino“ – anklingen zu hören; ein faszinierender Ausblick aus dem Spätbarock in die kommende Klassik.

Die knapp dreistündige Aufführung war jedoch weit mehr als eine klingende Musikgeschichtsstunde. Sie wurde zu einem intensiven „Klangerlebnis“ und „bestach durch ihre Virtuosität, technische Präzision und Brillanz, die Lebendigkeit und Ausdrucksstärke des Vortrags und durch die eindrucksvolle Demonstration barocker Spiritualität“, so die Passauer Neue Presse. Darüber hinaus fand die Musik in der prachtvollen Niederalteicher Abteikirche mit ihrer exzellenten Akustik einen ebenso angemessenen wie eindrucksvollen Klangraum.

Es bleibt zu hoffen, dass San Francesco di Sales nicht wieder in Vergessenheit gerät. Diese bewegende musikalische Wiederentdeckung verdient weitere Aufführungen. Denn ein Werk von solcher Tiefe und Schönheit vermag auch heute noch zu berühren, zu inspirieren – und Hoffnung zu wecken.


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