Rezension

Bild: Privat

Jacques-Nicolas Lemmens: Messe für SABar und Orgel, bearbeitet und herausgegeben von Tobias Zuleger

Bonn 2020, Dr. J. Butz Musikverlag, BU 2974, 16 € (Partitur) bzw. 2,50 € (Chorpartitur) bzw. 5 € (Orgelstimme)

Jacques-Nicolas Lemmens (1823–1881) ist kirchenmusikalisch, nicht zuletzt aufgrund seiner berühmten Fanfare in D-Dur, v. a. als Komponist von Orgelwerken ein Begriff. Doch umfasst seine posthum erschienene Sammlung Messes et Motets (Breitkopf & Härtel 1886) klangschöne Vertonungen liturgischer Texte, die eine (Wieder-)Entdeckung wert sind. Nachdem Tobias Zuleger bereits 2008 die erste der darin erhaltenen Messervertonungen, die Messe en fa – ursprünglich für zwei Sopranstimmen und Orgel (oder Harmonium), erweitert um eine Männerstimme („Bariton“) – veröffentlicht hat (BU 2136), legt er nun ein Arrangement der zweiten, der Messe en sib pour deux voix d´hommes vor.

Das seinem Privatschüler Alexandre Guilmant gewidmete Werk Lemmens´ bearbeitet Zuleger für die Besetzung SABar. Dabei fügt der Herausgeber der ursprünglichen Oberstimme, die zur Sopranstimme wird, eine sehr gut geführte, mitunter auch motivisch eigenständige Altstimme (z. B. „Kyrie“, T. 17–22) hinzu bzw. gewinnt diese und die Männerstimme sehr geschickt aus der ursprünglichen Unterstimme (z. B. „Kyrie“, T. 35ff.), so dass auch letztere mehr ist als nur der Unterstimme des Orgelparts entnommen. Aufführungsvorschläge hinsichtlich Solo (ad. lib.) und Tutti tragen zu einer farbig-abwechslungsreichen Musiziermöglichkeit bei. Der obligate Orgelsatz des für diese Bearbeitung einen Ganzton von B-Dur nach As-Dur nach unten transponierten Werks wurde durch den neuen Chorsatz nur leicht, v. a. durch Oktavtranspositionen, modifiziert und mit Manual-Pedal-Angaben aufführungspraktisch gegenüber dem Original bereichert.

Die Transposition des Werks für diese Ausgabe schreckt hinsichtlich der Vorzeichen vielleicht vordergründig ab, erschwert die dirigentische und organistische Erarbeitung des Notentextes jedoch nicht wirklich. Sie ermöglicht zudem angenehme Stimmumfänge im Vokalsatz, in dem nur im Schlusstakt des „Hosanna“ von den Sopranen der Spitzenton g2 und in der Männerstimme d1 gefordert wird. Kleinstichnoten wie beispielsweise in der Männerstimme im Credo T. 76 – 81 bieten zudem Ausweichtöne –sollten an besagter Stelle sollten die Töne As und G den Ambitus der vorhandenen Sänger unterschreiten.

Mit dieser Ausgabe der klangschönen und liturgietauglichen Messvertonung Lemmens´ laden Herausgeber und Verlag nicht nur zu einer lohnenswerten Repertoireerweiterung aller dreistimmigen Chöre ein, sondern auch zur weiteren Wiederentdeckung der vokalen Kirchenmusik von Lemmens, sowohl im Original als auch in so gelungenen und praxisorientierten Bearbeitungen wie dieser hier vorgelegten.

Marius Schwemmer


[veröffentlicht in Musica sacra 142 (3/2022), S. 192]

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