Rezension

Bild: Privat

„Rem tene, verba sequentur. Die lateinische Musikterminologie des Mittelalters bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts.“ Symposiumsbericht, herausgegeben von Ulrich Konrad

München 2019, Bayerische Akademie der Wissenschaften (Neue Folge 145), 48 €

 

Mit der Veröffentlichung dieses Symposiumsberichts leistet Ulrich Konrad, Ordinarius am Institut für Musikforschung der Universität Würzburg und im vergangenen November mit dem Maximiliansorden, der höchsten Ehrung des Freistaats Bayern für Wissenschaftler, ausgezeichnet, einen wichtigen Beitrag dazu, die Relevanz musikbezogener Terminologieforschung in den Fokus zu rücken. Anlass für das Symposium war der Abschluss des Lexikon musicum Latinum medii aevi (LML). Das vom Herausgeber für den Titel der hier besprochenen Publikation gewählte Zitat von Marcus Porcius Cato dem Älteren, zu Deutsch „Beherrsche die Sache, dann folgen die Worte“, verdeutlicht das Anliegen dieses an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelten Langzeitprojekts: eine umfassende Bestandsaufnahme der lateinischen Musikterminologie des Mittelalters bis zum Ausgang der Neuzeit. Zugleich scheint es auch zentrales Anliegen des Musikwissenschaftlers und Historikers Ulrich Konrad für Wissenschaft und Praxis gleichermaßen, dass die Bedeutung von Wörtern und Begriffen vor dem Hintergrund historischen Wandels präsent ist. Das wurde bereits in dem von ihm gewählten Einleitungszitat des Konfuzius für seinen auch heute noch wegweisenden Beitrag „Kirchenmusik und geistliche Musik als Idee und Wirklichkeit“ (Ms 6/2010–2/2011) deutlich, in dem zur Klärung von Begriffen vor der Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Phänomenen aufgerufen wird, damit im Fortgang dann auch dieselben gemeint sind (hier Ms 6/2010, 369). So kann zum einen verhindert werden, dass – ebenfalls mit Konfuzius gesprochen – „das Gesagte [...] nicht das Gemeinte“ ist. Zum anderen liegen im historischen Kontext zwangsläufig terminologische Differenzen zu unterschiedlichen Zeiten vor, derer man sich bewusst sein muss, um über das (vermeintlich) Gleiche zu sprechen. Das LML trägt dem Rechnung, indem viele der heute geläufigen Musiktermini in ihrer ursprünglichen, gegenüber unserem Sprachgebrauch differenten Bedeutung darin aufgeschlüsselt sind.

Im vorliegendem Symposiumsbericht vermitteln das Vorwort und die neun Fachbeiträge der international renommierten AutorInnen aus den Disziplinen Musikwissenschaft und Mediävistik nicht nur Hintergrundwissen zum LML-Projekt, sondern zeigen auch erhellend die Relevanz musikalischer Terminologieforschung und ihren Mehrwert für die moderne Fachwissenschaft auf. So wird der Beweis erbracht, dass es sich hier nicht um Nischenforschung, sondern um wertvolle Grundlagenarbeit handelt.

Marius Schwemmer


[veröffentlicht in Musica sacra 142 (2/2022), S. 122]

Zurück
Zurück

Rezension

Weiter
Weiter

Offener Brief