Schöpfungen

Zwei vollbesetzte Kirchen. Ein Publikum, das offen und gebannt zuhörte und spürbar bewegt war. Das Semesterabschlusskonzert 2025 unter dem Titel „Schöpfungen“ am 4. Juli in Schönberg und 5. Juli in Passau war nicht nur ein (weiterer) musikalischer Höhepunkt des Uni-Vokalensembles, sondern auch geistige und geistliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie Musik das Verhältnis von Mensch, Natur und göttlicher Schöpfung zum Klingen bringen kann.

Bild: Bibi Philipp © Uni-Vokalensemble Passau

Ausgangspunkt für die Programmidee waren zwei Jubiläen, die auf besondere Weise ineinandergreifen: 800 Jahre Sonnengesang des Hl. Franziskus und 10 Jahre Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Zwei Texte, durch acht Jahrhunderte getrennt – und doch verbunden im Lobpreis der Schöpfung und in der Aufforderung, diese Schöpfung als Gabe und Aufgabe zugleich zu begreifen.

Im Zentrum des Konzerts stand die Uraufführung des „Cantico delle Creature“, des Passauer Komponisten Philipp Ortmeier.  Seine Vertonung des Sonnengesangs für Chor, Flöte und Harfe, ist keine bloße Illustration, sondern eine zeitgenössische musikalische Deutung: Das Zentrum der drei nahtlos aufeinander folgenden Sätze bildet nach Ortmeier „die Würdigung der Gestirne und Elemente, gerahmt vom allgemeinen Lobpreis Gottes und den auf den Menschen bezogenen Schlussstrophen über Krankheit, Tod und ewiges Leben“. Gewidmet ist das Werk Papst Franziskus – bewegenderweise fiel sein Tod in die Zeit zwischen Komposition und Uraufführung.

Das Wesen göttlicher Schöpfung ist Geschenk, das Wesen menschlicher Schöpfung ist Dankbarkeit.
— Br. David Steindl-Rast OSB, Credo (2015), 56

Bild: Uni-Vokalensemble Passau

Das Programm wurde ergänzt durch Chormusik der Romantik und Moderne sowie durch solistische Werke für Flöte und Harfe. Grundlage für die Gliederung des Abends und die Auswahl der einzelnen Werke bildeten zum einen prägnante biblische Zitate („Alle Schöpfung lobt den Herrn“ (Psalm 148), „Es wurde Abend, es wurde morgen“ (Genesis 1) und „Solange die Erde besteht, werden Sommer und Winter nicht aufhören“ (Genesis 8,22)) und eben der Sonnengesang des Franz von Assisi – „Gelobt seist Du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen“.

Damit verknüpft war das Ziel, nicht nur musikalisch zu berühren, sondern auch zum Innehalten und Nachdenken anzuregen – über die Schönheit unserer Welt und die Verantwortung, die wir für sie tragen. Dass in Schönberg wie in Passau so viele Menschen dieses Konzert mit uns erlebt haben, bestätigt für mich, dass Musik Räume eröffnen kann, in denen sich Zuhören und Nachdenken verbinden: nicht belehrend, sondern berührend; nicht argumentierend, sondern öffnend. Und vielleicht ist genau das heute nötiger denn je.

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